2019 steppt der Bär – haben Sie schon die Tanzschuhe rausgeholt?

Von Anett Gregorius

Ein persönlicher Ausblick von Anett Gregorius, Inhaberin und Gründerin von Apartmentservice

Mit der Titelseite über das Segment in einer großen Hotelbranchenzeitung startete das letzte Jahr für mich mit einem persönlichen Highlight. Unübersehbar, in großen Lettern und mit einem dicken Ausrufezeichen jenseits allem früheren Nischendaseins. Aber das schien alles nur ein süßer Vorgeschmack im Vergleich zu dem, was sich in den letzten Monaten auf dem Markt weiter getan hat. Der Rising Star „Temporäre Wohnwelt“ denkt groß und plant noch größer. Ob mit coolen Mixed-Use-Projekten oder mit den großen internationalen Serviced-Apartment-Brands, die unserem Markt noch mal ordentlich Auftrieb verschaffen werden – 2019 werden wir den Start neuer Mega-Projekte erleben, die uns bis Ende nächstes Jahres ein Angebotswachstum von mindestens weiteren 53 % Prozent bescheren werden. 53 % - wer kann das schon von sich behaupten!

Die Hotellerie hat unsere Wohnlichkeit endgültig für sich entdeckt. Gestalterisch scheinen sie alle ein großes Commitment geschlossen zu haben. Wohl dem, der sich in diesen Zeiten einmal mehr abgrenzen kann. So spannend der Mix & Match gerade überall ist, so sehr birgt er auch die neue Herausforderung, dass unser Produkt noch schwieriger greifbar wird. In Wien zum Beispiel habe ich Ende 2018 bei einer Tour durch verschiedene neue Häuser erlebt, wie überzeugend mittlerweile benachbarte Konzepte aus dem studentischen Wohnen das Serviced-Apartment-Feeling perfekt adaptiert haben. Und das trotz der noch immer nicht verblassenden rechtlichen Grauzonen.

Mit der neuen Charta des Temporären Wohnens, die die Branche im letzten Jahr mit großem, gemeinsamem Engagement überarbeitet hat, zeigen wir der gesamten Immobilienwelt, wie wir heute mit all unseren Differenzierungen verstanden werden sollten. Damit können wir den Kommunen und Ländern ganz offensiv ein Instrument an die Hand geben, mit dem sie unser Segment besser verstehen und die angespannten Wohnungsmärkte mit temporären Wohnkonzepten ein Stück weit entlasten können.

Auch das Thema Online-Buchbarkeit, wofür wir lange wegen fehlender Möglichkeiten kritisiert wurden, kann unser Segment mittlerweile sehr ordentlich leisten und anbieten. Aber wir sollten das Thema nicht so sehr feiern. Wir haben nur die technischen Voraussetzungen, aber uns fehlen am Ende die tatsächlich verfügbaren Longstay-Kapazitäten, vor allem bei Preisen bis 1.500 Euro. Wem nützt also die Technologie, wenn der Kunde nur wenig buchen kann?

Zugleich ist ein ernstzunehmend schwieriger Trend, dass mit der weiteren Ausdifferenzierung der Produkte die Schere zwischen Long- und Shortstay unaufhörlich wächst. Weil bei steigender Nachfrage die Budgets sinken und weil der angespannte Immobilienmarkt die Entwicklung günstiger Longstay-Produkte erschwert. Aber dennoch lohnt es sich, den Fokus auf die Langzeitaufenthalte zu richten. Denn wer Longstay konzeptionell beherrscht, der hat nach wie ein großen USP. Denn die Nachfrage danach steigt kontinuierlich. Ich bin gespannt, wie sich dieses Thema 2019 weiterentwickeln wird!

Bis dahin können wir unser Segment wohl auch im Fernsehen erleben. Dann, wenn Anja Graf bei der Schweizer Ausgabe der TV-Sendung „König der Löwen“ eine Investorin für potenzielle Gründer werden wird. Quasi vom eigenen Nischenunternehmen zu einer internationalen Marke, die jetzt auch als Förderer für Start-ups agiert.

Unser Segment hat vieles geschafft. Und wir dürfen schon Anfang des Jahres die Tanzschuhe herausholen. Ganz ohne Größenwahn und mit so viel Leidenschaft wie eh und je! Und wie immer verbunden mit dem großen Wunsch einer einheitlichen Begrifflichkeit!

Ich wünsche Ihnen ein wunderbares neues Apartmentjahr und freue mich auf die vielen intensiven Gespräche mit Ihnen!

Ihre Anett Gregorius

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